[...] Dass Dupieux nicht wie Kubrick hantiert, wird in "Reality" selbst Wort für Wort artikuliert. Der Film ist weit davon entfernt, einer Perfektion aufzusitzen, sondern assoziiert sich schreiend komisch über Blitzeinfälle (erschöpfende Small Talks zum Thema Zigarettentechnik), Gemütsschwankungen und Verdopplungen einer schizophrenen Karussellverkettung, die alle Charaktere der Charaktere im Traum des Traums im Chaos des Geschehens vor dem zu Geschehenden aneinander bindet. Die hierin eingefädelte Metaebene, einem Film beizuwohnen, der, infolge eines französisch-elitären Studiobosses, einen Film kritisiert, da er die Geduld strapaziert, ist ein subversiver Wink mit dem Zaunpfahl, wie wir rezipieren und rezipieren wollen, was das Kino soll und was das Kino nicht darf. Auch "Reality" stellt die Geduld seines Publikums auf eine Probe, indem er konzentriert-meditatives, kompromisslos-sperriges Bildmaterial liefert, das nicht geeignet ist, in diesem zu lesen und zu erfahren. Zu anschlusslos, zu triebgesteuert, zu erwartungszerstörerisch. Was fortbesteht, ist die Halbtotale eines Mädchens vor einem Fernseher, das voller Voranspannung zum flackernden Bildschirm sieht – in Erwartung des Geheimnisvollen, das entschlüsselt wurde. Klarer Blick. Diesen kann und will Dupieux selber nicht geben, die Kamera noch weniger. Was bleibt, ist Schönheit, die soll, darf und muss. Was bleibt, ist Schönheit fortdauernder Schwankung im Haupt- wie Nebensächlichen.
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