[...] Die Nominierung für den Oscar zum Besten Dokumentarkurzfilm 2015 überrascht nicht. Erbauende Offenheit, getragene Verbundenheit, ein, zwei auflockernde Kalauer zwischendrin: "White Earth" erzählt einen Ausschnitt Amerikas jenseits seiner glitzernden, gigantomanischen Konsumwelt nach, der zwar zum Glück nicht unbedingt den letzten Schritt zur predigenden Spiritualität vollzieht, aber von innen heraus, aus den unbeschwerten Beobachtungen von Kindern und Migranten einer Arbeiterschicht, eine politisierte Naivität anstößt, die im Öl ein Spannungsfeld nachzuweisen versucht. Natürlich konsensgerichtet, natürlich abwägend, natürlich kantenlos. Trotzdem wirkt der Film sympathischerweise nicht wie aus einem Guss oder wie flacher Sozialkitsch – die infantilen Kommentare aus dem Off, erzählklammernde Scharniere über Vergangenheitsangst und Zukunftshoffnung, behalten etwas Ungeniertes, Saloppes, Entkrampftes bei, das glaubwürdig statt chemisch die wirtschaftsökonomische Umgestaltung der Landschaftskunst für wichtig erachtet.
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