[...] "A Touch of Sin" gleicht einem Durcheinander von Antworten, die
sich zu einer ähnlich entlarvenden Wahrheit bündeln: China befindet sich
zwar im kapitalistischen Aufschwung wirtschaftlichen, sozialurbanen und
politischen Wohlstands, gebärt jedoch Einzelschicksale von Individuen
am unteren Ende der Zivilgesellschaft, die dem Fortgang der
postindustriellen Moderne nicht gewachsen sind. [...] Sobald das Blut
übertrieben nach allen Richtungen spritzt und radikalste Gewalt das
einzige probate Lösungsmittel zu sein scheint, vermengt "A Touch of Sin"
nicht nur die eruptiven Körperexzesse des John-Woo-Hongkong-Kinos,
sondern bebildert die Kultur einer implodierenden Interessengemeinschaft
zeitgemäß lakonisch, ja schwarzhumorig und wuchtig im Sinne zugleich
schwer wie leicht zu goutierender Unterhaltung, die wie ein Feuerwerk
euphorisiert. Bevor allmählich die Leere dahinter einen ermatteten
Zustand zurücklässt. Zhangke Jia hat den Außenseitern und ihren
alltäglichen dramatischen Banalitäten ein Poem von Film gewidmet.
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