Freitag, 27. Januar 2012

"Die Firma" / "The Firm" [USA 1993]


Herr Anwalt im halbseidenen Gewerbe, das sich außen seriös, innen nebulös gibt, und alsbald Opfer des Verfalls moralischer Sitten – und im widersprüchlichen Kreuzfeuer von Ideal, kriminelle Machenschaften trotz Eid aufzudecken, und Ethos, das Gesetz für die zwielichtige "Firma" so zu biegen, dass es nicht bricht. Was tun, was nicht? Anwälte gegen ihren Arbeitgeber. Gutgläubigkeit gegen Abgeklärtheit. David gegen Goliath. Es ist das Grisham-Sujet. Literarisch bekannt, mehrfach filmisch verarbeitet. Und zu oft zu trocken gebraten, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, Sauce darüber zu gießen. "Die Firma" zählt allerdings insofern zu den besseren Grisham-Empfehlungen, als dass sie in ihrer präzis-unaufgeregten (obwohl kein Grisham-Plädoyer oder eine einzige Szene im Gerichtssaal stattfindet), hauptsächlich aber auch windungsreich-dichten Konstruktion beileibe nicht durchgängig fesselt, jedoch – am wichtigsten – zunächst fesselt, was den staubigen Tenor besagter Trockenerzeugnisse widerlegt, der bisweilen zu ersticken droht. Sidney Pollack adaptiert den verschachtelten Verschwörungsstoff vor gemütlich-heimeligen Innenaufnahmen rundheraus ebenso souverän wie besonnen im Dienste des Machbaren des Drehbuchs und Umänderns der Vorlage, Subtilität heißt das dann wohl, kein überflüssiger Haken, der da hineingehört. Mitunter in Überlänge (Cayman Island), Konvention (die Fußverfolgungen, das Ende gerät im Vergleich zum politisch unkorrekten Romanhöhepunkt außerdem 'ne Prise zu konstruiertem wohlfühl-Eierkuchen) und zähen Liebesquatsch verklausuliert, statt der Hierarchie des Anrüchigen Tribut zu zollen (die als Handlungsmotor dienenden Todesfälle werden zügig eingetauscht), ist "Die Firma" ein Stück unterhaltsame Spannungsdramaturgie mit prachtvollem Liebesklavierthema (Dave Grusin, Lyle Lovett). Wenn Pollock nicht gerade parallel schneidet, klebt er – und das ist völlig verständlich – an seinen Schauspielern, die zwei Händevoll flapsigen Sarkasmus schenken: Mitchs (Tom Cruise) geflüstertes, für den Zuschauer ungehörtes, Geständnis ins Ohr Abbys (knuddelig: Jeanne Tripplehorn), wenn diese im Anschluss daran ins Gebüsch davonrennt, um den unwissentlich installierten Abhörmechanismen zu entkommen und sich in vertrauter Atmosphäre endlich ungestört auszusprechen. Cruise (<3), Hackman (latent melancholisch und doch Idealist!), Harris ("Kacke!"), Busey (unorthodox), Hunter (noch unorthodoxer), Bell (Jigsaw), Sorvino und Viterelli (das Klischee-Mafiapaar) sind die Stars, denen man dabei zuschaut, wie sie sich gegenseitig belauern und herauszureden versuchen. Bloß keine Kopie vergessen!

6/10