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Freitag, 16. Juni 2017

"Silent Trigger - Im Fadenkreuz des Killers" [USA 1996]


Ungewöhnlicher Dolph-Lundgren-Thriller, angesiedelt in einem abrissfertigen Hochhauskomplex, Nährboden für Dunkelheit, Baustellenplanen – und tödliche Toiletten. Der Film, erotisch in sinnlichem Blau fotografiert, begreift dieses Gebäude als eigenständigen Organismus, dessen riesige Fenster den Blick freigeben auf eine Liebesszene, die ätherischem Balsam in nichts nachsteht. Ähnlich durchzucken "Silent Trigger" Rückblenden, metaphysische Abwägungen und halluzinatorische Zustandsbeschreibungen, begleitet von rohen Scharmützeln. Russell Mulcahy, die Künstlichkeit diskutiert er nicht weg, sondern betont sie, mancherorts gar über das Ziel hinaus (wie ein in die Jahre gekommener CGI-Flugzeugabsturz sensationell beweist). Aber all' das, die Irrungen und Wirren, einen transzendenten Genrereißer zu verpacken, mündet in einer grundsätzlichen Irritation des Auftragrächers (Lundgren), dem moralische Zweifel an seiner Arbeit aufkommen – und der Schuss erst gelöst, befreit gehört. Wenn überhaupt. Zwei Seiten, eine Entscheidung, ein Ergebnis. Wie trashig Mulcahy auf Konfrontationskurs geht, um Zeit zu gewinnen (oder: zu strecken), wird in der Rolle ersichtlich, die Christopher Heyerdahl spielt: einen dauerbekifften, dauerpöbelnden und sexistischen Nachtwächter, der die klaustrophobische Finsternis von "Silent Trigger" neutralisiert. Mit Amüsement, offenherzigem Beklopptsein. Und neurotischer Zappeligkeit. Ein Film der Brüche also, so scheint es. Streng altmodisch, streng im 90er-Fahrwasser unterwegs, ist Mulcahy eine atmosphärische, apokalyptische (Kriegs-)Dystopie gelungen. Seelen(un)ruhig grübelt sich "Silent Trigger" zu einem elektronisch unterkühlten, stellenweise fetzigen Hybrid.  

6 | 10

Samstag, 17. März 2012

"Rocky IV" - Der Kampf des Jahrhunderts" [USA 1985]


Runde #4. Der erotisch säuselnde Roboter (anscheinend weiblich) in "Rocky IV" ("Der Kampf des Jahrhunderts"), den Pauly (Burt Young) inklusive einer schmackhaft aussehenden Torte zum Geburtstag bekommt, mag das allerletzte Indiz für die bedingungslose Selbstzerstörung einer Mythologie sein, ergibt im Kontext der Geschichtenreihe und ihres titelgebenden Idols aber mehr als logischen Sinn. Seit dem zweiten Teil verliert sich Rocky (Stallone) in Luxusallüren, Endsumme seiner unzähligen Errungenschaften in der Weltrangliste des Boxsports. Da kommt es nicht von ungefähr – und es ist schlichtweg schlüssig –, dass ebenjener Roboter den Clou von Rockys materialistischer Unersättlichkeit für sich vereinnahmt. Man kann streiten, wo hierbei die Idiotie des Machers anfängt und aufhört, ob es dazu unbedingt einen futuristischen Bauklotz braucht. Aber Stallone hat diesen gewählt, um vielleicht auch ein bisschen mit zwinkerndem Auge jenen sich mit jedem Film proportional enger einschnürenden Größenwahn seines Protagonisten durchschlagend zu vollenden. Macht was her. Gewiss. Wenn man sich drauf einlässt. In Ermangelung dessen, dass das dritte Sequel eigentlich sonst nichts reißt, weil es außer der dramaturgischen Initialzündung, dass Kämpfer als Kämpfer geboren werden und nicht einfach ihre Identität, ihre Bestimmung, an den Nagel hängen können, nichts zu erzählen hat, verlagert Stallone den Hauptgehalt auf Technik und Manipulation, während er der Saga politisch-propagandistische Ambitionen aufnötigt. So etwa: Rocky schlichtet den Kalten Krieg, nachdem unzählige Bomben in seinem Gehirn explodiert sind, gewinnt nebenbei den Kampf der Systeme zwischen Ost und West für die Freiheit, hält 'ne Rede an die Nation(en) vom neuerwachten Selbstbewusstsein der als egomanisch geltenden Amerikaner, posiert als Freiheitsstatue mit Flagge und Blick gen Westen. Und die ehemals ausbuhenden Russen (auch Parteifunktionäre) jubeln euphorisch. Na klar!

In Anbetracht des Entstehungsjahres wird außerdem kein Klischee ausgelassen, das irgendwie mit der Sowjetunion verbrüdert ist – karge Landschaftseinsamkeit, verfolgende Geheimagenten, steroidspritzende Sportwissenschaftler, technologische Hinterwäldler, Kutschen und Schneeflocken, Armut und Armseligkeit in ausgemergelten Farben gefilmt, gänzlich steril, ästhetisch vernebelt, durch und durch kalt. Der Gegenentwurf speist sich aus Partydekadenz, die einen Schaukampf als "Living in America"-Steilvorlage zweckentfremdet und zur Erhaltung der einschlägigsten aller einschlägigen US-Mentalitäten instrumentalisiert, wärmend eingefangen. Das ist alles so doof und bekloppt, dass es bewundernswert Spaß macht. Wer für derlei Pathos nicht anfällig ist, hat keine Gefühle. Ganz im Ernst. "Rocky IV" ist zu 100% eine ekstatisch-schrille Musikcollage schallend-scheppender 80er Power, zu denen die Hauptkontrahenten zu ihren animalischsten Ursprungseigenschaften zurückgeführt werden, zu ihren Körpern, zu ihrem Fleisch, zu ihren Muskeln, zu ihren Schweiß gesättigten Hüllen, in entzückenden Videoclipmontagen festgehalten, in denen Trainingseinheiten parallelisiert werden, die entweder der Zeit hinterherhinken oder der Zeit vorauseilen. Und das beides gleichzeitig! Rocky begnügt sich mit dem Baumhacken, wohingegen sich Ivan Drago (der sibirische Totengräber: Dolph Lundgren) dem High-Tech verschreibt. Fleischgewordene Monster, im Ring zerfleischend. Überdies: Brigitte Nielsen, Adrians (Talia Shire) und Rockys versöhnende Wiederbegegnung auf russischem Territorium, die zwei explodierenden Fäuste zu Beginn ("Eye of the Tiger", selbstverständlich), Paulys Russendenunziation, Apollos (Carl Weathers) Tod; quietschvergnügter kann ein Kommunistencomic gar nicht sein.

6/10