Allein wegen solcher tiefschönen Sätze lohnt es sich, dranzubleiben, an den Gedanken Godards, die eine transzendente Intimität fühlbar machen, schließlich verweilen, bestaunen, entschwinden: "Wenn es etwas Wahrheit in den Mündern der Dichter gibt, werde ich leben." Was zeigen diese Wahrheiten der Dichter? Was zeigt die Wahrheit Godards? Einen See, schäumendes Wasser, einen Steg, Bücher. Bücher. Und Bücher. Aus denen Godard vorliest (und er seine Haushälterin und eine aufreizend leicht bekleidete, wirr rezitierende Dame ignoriert) – eine Bild- und Tontextur. Wie üblich. Das Geheimnis, so scheint es ersichtlich, existiert außerhalb der Schrift, außerhalb dieser Bilder, nicht in dem, wofür diese Bilder stehen, sondern in dem, wofür sie nicht stehen. Wenn Godard über Godard spricht, säuselt eine gebrochene Stimme ihre Enttäuschung durch den Raum des Nichtseins, der eine staubige Energie bündelt – und dieser Staub aufgefächert wird, auf dass er sich am Boden sammelt. Geheimnisvoll drückt sich Godard höchstselbst vor dem Bild, er ist selten frontal zu sehen. Er sitzt schemenhaft am Kamerarand, undeutlich erschlagen, steht in weiter Ferne, nur die Brille deutet auf ihn, den Brillenmenschen zwischen früherem Konfrontationsgenie und jetziger Altersschwermut. Die Brille. Der Stuhl. Das Denken sei ein Stuhl, so Godard. Einfach und kompliziert. Verflochten eben. Der reisende, denkende, frierende Mensch.
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