[...] Murphy [...] wird von dem französischen Enfant terrible in ein quadratisch-knallenges Schlafzimmer verfrachtet. Dort bleibt er auf der ersten Ebene der Erzählung für den Rest der Laufzeit eingesperrt und brütet über heiße Erinnerungen und süße Verdienste erotischer Annehmlichkeiten zu dritt, die eine Utopie versprachen, aber eine Dystopie gebaren – während sich um ihn herum die Zeit zersplittert. Das asketische Konzept kokettiert dabei mit jenen inneren Empfindungen, Murphy zwischen den Wänden distanziert zu beobachten. Die Wände begrenzen ihn, scheinen sich auf ihn zuzubewegen, engen ihn nicht minder ein. Murphy ist als Objektdekoration in einem Käfig an das Jetzt gekettet. Damit zusammenfallend weicht Noé zurück – vielleicht ist "Love" in diesem Sinne sein gesetztester Film, einer, der zentralperspektivisch statt flirrend die Lufthoheit verlangt, sich mit dem Körper transzendent zu verbinden. Nach "Irreversibel" (zeitchaotisch) und "Enter the Void" (gar formlos) protegiert "Love" wieder Struktur, Ordnung, Form, schöpft Klarheit denn Verwässerung, wildert in der Rigorosität des Zeigens, wo stets Flüchtigkeit war. [...]
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